- Aktuelle Nachrichten
- Bildgeschichten
- Presseberichte
Zum 5. Mal nach dem Tsunami im Dezember 2004 waren wir, die
Familien Hehn und Kugler, wieder in Khaolak und stellten
fest: es herrscht fast überall wieder Normalität, auch im
touristischen Bereich. Rund 30 Hotels und größere
Bungalow-Anlagen standen in Khaolak als der Tsunami am 2.
Weihnachtstag 2004 in die Region hereinbrach. Die
Bettenkapazität lag bei ca. 3.500. Nach einem längeren
Strandspaziergang konnten wir feststellen, dass dieser Wert
wohl bald wieder erreicht sein wird, auch wenn noch nicht
alle zerstörten Hotels an dem kilometerlangen Sandstrand
wieder aufgebaut sind.
Es scheint, dass das Jahr 2005 ein
Jahr des Aufräumens gewesen ist. 2006 stand im Zeichen des
Wiederaufbaus und 2007 wird voraussichtlich ein ganz
normales Urlaubsjahr werden.
Bei unserem Strandspaziergang konnten wir lediglich noch
zwei in Trümmern liegende Hotels entdecken.
Wer noch nie in Khaolak war, wird das Ausmaß der Zerstörung
schwer nachvollziehen können. Lediglich einige Gedenkplätze
mit Mahnmalen und Tafeln mit Namen von Opfern sollen
erinnern.
Auch das große Patrouillenboot der Polizei, weit ins
Landesinnere gespült, ist heute Denkmal.
Große Fischerboote in Ban Nam Kem, die nun zwischen den neu
gebauten Häusern liegen, werden auch bleiben.
Neu für uns waren die in großer Anzahl aufgestellten
blau-weißen Hinweisschilder (kleines Männchen mit großer
Welle), die für den Tsunamifall Fluchtwege in die Berge
weisen.
Interessant auch die rot-weißen Aussichtstürme am Strand.
Wahrscheinlich als pragmatisches Mittel der Thailänder zur
Frühwarnung gedacht. Sie rosten nun einsam vor sich hin.
Geht man vom Strand in Richtung Landesinnere, kann man
ebenfalls leicht angerostete Sendemasten mit großen
Lautsprechern sehen. Hier soll angeblich im Ernstfall die
Warnung direkt aus Phuket oder Bangkok herausgegeben werden.
Schaut man allerdings etwas genauer hin, stellt man fest,
dass an den meisten die wichtige Elektrik geklaut wurde.
Im Dezember gab es unter Mitwirkung der thailändischen
Prinzessin (hat damals ihren 13-jährigen Sohn verloren) eine
Tsunami-Übung. Im Großen und Ganzen hat, vermutlich aufgrund
der wochenlangen Vorbereitung, alles geklappt. Einige
Unfälle konnten jedoch in dem „geplanten Chaos“ nicht
verhindert werden.
Geht man ins Wasser, wird man auch noch nach zwei Jahren von
einem seltsamen Gefühl begleitet. Die Bilder der zahllosen
Leichen, die wir am Strand gesehen haben, lassen sich nur
schwer aus der Erinnerung löschen.
Genau dieses Gefühl macht auch den Überlebenden in Khaolak
noch heute zu schaffen. Die Angst, in der Nähe des Wassers
zu arbeiten oder gar zu wohnen ist für viele, der mit den
Geistern so vertrauten Thais, unvorstellbar. Für uns
allerdings auch!
Die Situation in den Hotels und Restaurants ist oft
chaotisch. Kaum einer vom Personal versteht Englisch,
geschweige denn etwas vom Service. In früheren Zeiten
konnten sich die Hotels gute Mitarbeiter aussuchen, von
denen die meisten aber beim Tsunami ihr Leben lassen mussten.
Heute gibt es nur wenig annähernd gut ausgebildetes
Personal. Für manchen nervenschwachen Gast „eine echte
Herausforderung“.
Am Abend ist es in Khaolak nicht mehr so ruhig wie noch
letztes Jahr. Souvenirläden, Restaurants, Cafés und Bars
schießen wie Pilze aus dem Boden. Wer nicht kommt zur
rechten Zeit, wartet lange auf sein Abendessen. Vielleicht
sind die Restaurants nächstes Jahr etwas besser vorbereitet.
Allabendlich werden zahllose Lampions in den Sternenhimmel
geschickt. Vielleicht in Gedenken an einen verlorenen
Menschen oder einfach nur aus Freude am Leben zu sein.
Wie immer halfen uns unsere beiden Thailänder Maitree und
Toto alle unsere Patenkinder wieder zu treffen. Nicht immer
ganz einfach. Sie leben in großem Umkreis und der Besuch
kann oft nicht telefonisch angekündigt werden. Manchmal
müssen wir mehrfach mit großem Zeitaufwand die Strecken
fahren. Trotzdem ist die Freude jedes Mal groß und wir
werden voller Dankbarkeit empfangen.
Wir überzeugten uns bei den Familien von der jeweiligen
Lebenssituation um ggf. die Hilfe auch einzustellen.
Die burmesische Familie, der wir im August geholfen haben,
trafen wir an einer anderen, 30km entfernten, Baustelle
wieder, wo auch die Kinder mitarbeiteten. Zusammen mit acht
anderen Familien hatten sie seit Tagen vom Bauherren keinen
einzigen Baht bekommen. Sie hausen in zusammengenagelten
Hütten aus Wellblech, Brettern und Plastikplanen und hatten
allesamt Läuse und einige die Krätze. Das Schlimmste aber
war der Hunger unter dem sie litten.
Das 7-Monate alte Baby
eines 18-jährigen Mädchens, von Mangelerscheinungen schwer
gezeichnet, rührte durch sein anhaltendes Schreien unser
Herz.
In aller Hektik organisierten wir an unserem zweitletzten
Tag noch einen Pik-Up, kauften sackweise Reis, Kleidung,
Wolldecken (es war dieses Mal ungewöhnlich kalt),
Babynahrung u.v.a. Über zwei riesengroße Keksdosen, etwas
ganz Außergewöhnliches, machten sich nicht nur die Kinder
her.
Wir wissen, dass unsere Hilfe hier nur ein „Tropen auf den
heißen Stein“ ist.
Die Menschen kommen in großer Anzahl illegal übers Meer aus Myanmar (ehem. Burma), einem der ärmsten Länder der Welt und
hoffen in Thailand auf ein besseres Leben. Leider werden sie
dann überall als Menschen 3. Klasse behandelt und ihre Not
wird schamlos ausgenutzt.
Bei der Katastrophe im Dezember 2004 haben aber auch viele
burmesische Kinder Vater oder Mutter oder Eltern ihre Kinder
und sonstige Angehörige verloren. Im Gegensatz zu den
Thailändern haben sie keinerlei Hilfe bekommen. Sie konnten
nicht einmal ihre Toten bergen. Von den über 500 nicht
identifizierten Leichen, die heute noch in den
Kühlcontainern liegen, nimmt man an, dass sie hauptsächlich
burmesischer Abstammung sind. Ein dunkles Kapitel in
Thailand!
Völlig unverständlich ist leider für die meisten Thailänder
unsere Hilfe an dieser Stelle. Erschwert wird alles noch
durch die unglaubliche Korruption, die überall herrscht.
Mit dem bitteren Wissen, dass wir hier an unsere Grenzen
gestoßen sind, haben wir dieses Mal Thailand nicht, wie noch
beim letzten Mal, frohen Mutes verlassen.
Trotzdem wollen wir mit Ihrer Hilfe weitermachen. Jede
Spende kommt direkt und ohne Umwege den wirklich Bedürftigen
zugute. Und zwar in voller Höhe ohne irgendwelche
Verwaltungs- oder Reisekosten.
Wir danken allen Spendern im Namen derer, denen wir bis
jetzt helfen konnten und wünschen ein gutes Jahr 2007.
Marita + Lothar Kugler